Die Quadratur des Kreises – auch bei Rasensprengern ein Problem
Kaum hatten die ersten „Selbstsprenger“ den Hausgarten erreicht – Anfang des 20 Jh. wird der Gartenregner in nennenswerten Stückzahlen aufgetaucht sein – stellte sich sein großer Nachteil heraus. Es waren durchweg Kreisregner. Die zu bewässernden Areale hingegen, waren mehrheitlich rechteckig. Die aufwendig auszubringende Ressource Wasser wurde damit häufig an Stellen verteilt, wo sich nicht gebraucht wurde. Ein Mangel, den pfiffige Tüftler zu beheben wußten.
In den 70er Jahren, der Lebensstandard war gestiegen und die Gartenbewässerung kein luxuriöses Privileg mehr, glaubten die Käufer dieser, nun massenhaft gehandelten oszillierenden Rechteckregner, den letzten Schrei in Sachen Bewässerung in Händen zu halten. Doch weit gefehlt! Ein richtig gehend alter Hut.
Die für die 60er Jahre typische Modelle von Nelson und Hahn Brass Green Queen
Schwierig ist die Frage zu beantworten: Wer hat den nun den
ersten Rechteckregner entwickelt?
Ich würde mich da wegen schlechter Quellenlage nicht genau festlegen, aber Paul
Zeysolff, ein Elsässischer Erfinder entwickelte um die Jahrhundertwende zum 20.
Jh eine Reihe von sehr wirkungsvollen Beregnungsapparaten. Die Firma BRILL
vertrieb ein Modell Neptun, das von Zeysolff entwickelt wurde. Mit einem Splint
in einem Steckfeld konnte die Beregnungskontur - auch rechteckige Flächen - gesteuert
werden.
Genauere Daten liegen zu einem Rechteckregner von Siemens Schuckert vor. 1925 wurde das Modell auf der Dresdner Gartenausstellung präsentiert. Auf den ersten Blick: Ein Kreisregner. Aber eine Nockensteuerung hebt alle 90° das Schaufelrad an und der Wasserstrahl hat dadurch eine größere Reichweite. So wird eine annähernd quadratische Kontur der Beregnungsfläche erreicht.
Ein ähnliches Prinzip nutzt dieser Regner aus den USA der
20er Jahre (dieser hier ist eine Replik).
Alle 90° werden die Sprühdüsen größer und haben so eine längere Wurfweite. It
gets the corner?
Die Replik eines alten Amis, der
von verschiedenen Herstellern gebaut wurde
Ein Problem dieser Regner ist die gleichmäßige
Niederschlagsdichte in der Beregnungsfläche.
Alle genannten Modelle waren in dieser Disziplin nicht überragend und wenn doch,
dann in Herstellung und Wartung so aufwendig, dass sie nicht den Sprung in die
heimischen Hausgärten schafften.
Kyssing&Möllmann trumpften Ende der 20er Jahre mit einem preiswerten Raketen-Rasensprenger auf. Wie weit Werbeversprechen und Niederschlagsleistung beieinander lagen ist offen, da es offenbar kein Raketen Regner an der Altmetall Verwertung vorbei, bis in unsere Tage geschafft hat.
KYM Raketen Regner
Der schwenkbare Düsenbogen schien die Lösung aller Probleme zu sein. Doch wie sollte das Schwenken injiziert werden? Heinrich Perrot, einer Kirchturm Uhrmacher Dynastie entstammend, bot in den 20er Jahren den Uhrwerksregner an. Eine Episode, da das „Aufziehen“ des Gartenregners nicht so recht in das Konzept des autonomen Betriebs passte.
Wer da nun wann den Durchbruch erzielte, ist ohne aufwendige
Quellenforschung nicht auszumachen. Für den gewerblichen Einsatz hatte die Fa
Hydor einen Schwenkmechanismus in petto.
Auf dem US Markt erschienen Modelle wie White Shower oder Campbell. Für den
deutschen Gärtner 1936 indiskutabel…
In Sachsen wurde ein Regner Hergus entwickelt, der im Ertragsanbau und im Hausgarten Anwendung finden sollte. In den 30er Jahren fragte die Redaktion der Zeitschrift Gartenwelt häufig ihre Leser nach dem besten Regner. Der Hergus bekam erstklassige Noten. An diesem Regner wurde bis 1998 modifiziert und verbessert.
HERGUS um 1935 – später dann Hellerau – einer der Letzten,
der um 1990 nur noch aus vorhandenen Teilen
montiert wurde
1938 lieferte PERROT einen Turbinenregner (nachdem der Universalregner nicht den Markt erobern konnte), der bis ins 21 Jh. fast unverändert in Handarbeit gefertigt wurde. Zuletzt wurden 600 EURO für dieses Modell aufgerufen. Er ist das Geld Wert, aber andere Regner liefern inzwischen gleiche Parameter zu geringeren Kosten.
PERROT TV38 Bis zu einer
bestimmten Zeit verwendete H.Perrot das Baujahr für die Typenbezeichnung.
Der Regner wurde später durch den TV48 ersetzt.
In den 50er Jahren erschienen weitere Modelle, die wegen ihrer originellen Bauform bei Sammlern inzwischen sehr beliebt sind. Der Düsenbogen hatte sich inzwischen für den gleichmäßigen Fächer als geeignet erwiesen.
Modell STAMPCO BJ 1952
Wer nicht auf den Bogen setzte, verwendete geneigte
Sprühdüsen. Hier ein französisches Modell dieser Jahre, das überraschender
Weise in Südengland gefunden wurde.
Für den frischen Lack werde ich immer von Sammlern gescholten. Spannend ist die
Konstruktion der Turbine. Links im Bild ist ein starres Schaufelrad eines
Hellerau Regners.
Der Nachfolger des HERGUS Regners.
Modell TIP TAP um 1950
Natürlich darf in der Reihe legendärer Rechteckregner ein Modell nicht fehlen. Der BROSSON RAINER ist wahrscheinlich neben dem Zeysolff Regner das mechanisch anspruchsvollste Aggregat, das man sich auf die Wiese stellen kann.
Ähnlich wie bei Dampflokomotiven
wird der Wasserdruck durch eine Steuerung mal von oben und mal
von unten in den Kolben gedrückt und damit der Schwenk des Düsenbügels
initiiert
Dieser Regner ist wie ein Jaguar E
Type mit 12 Zylindern. Er will vor einem zuverlässigen Einsatz gründlich
justiert werden.
Heute gehört der Viereckregner, ganz gleich von welchem Hersteller,
wahrscheinlich zur Standardausrüstung eines engagierten Gärtners in aller Welt.
Prüfbericht 912 der Zentralen
Prüfstelle für Landtechnik Potsdam Bornim
Wie gut ein oszillierender Viereckregner ist, hängt vom Gleichmaß der Schwenkbewegung ab. Das hier ist das Messergebnis eines Hellerau Regners. Im mittleren Chart sieht man das Problem. An den jeweiligen Enden der Schwenkbewegung ist die Niederschlagsdichte höher. Das fällt je Modell stärker oder schwächer aus. Der Hellerau 701 A schwenkte schon mit hohem Gleichmaß. Durch das Versetzen des Regners, gleicht man das aus. Andere Modelle zeigen weit größere Schwächen. Ob das nun ein ganz moderner Regner von GARDENA noch besser macht, müßte jemand mal genau untersuchen.